Implantate: Zahnersatz mit Schraubverschluss | STERN.de

2022-10-14 22:52:32 By : Mr. Paul Zhou

Sind Zähne nicht mehr zu retten, muss Ersatz her. Entweder Sie wählen ein künstliches Gebiss, eine Brücke oder die elegante Lösung: ein Implantat. Solche Kunst-Stücke bestehen aus drei Teilen:

Die Schraube ersetzt die Zahnwurzel, der Zahnarzt dreht sie in den Kieferknochen hinein. Sie besteht meist aus Titan und ist 8 bis 16 Millimeter lang. Geformt ist sie wie ein Kegel oder ein Zylinder, beide Varianten gibt es mit und ohne Schraubgewinde. Sie ist Ihr eigentliches Implantat.

Das Verbindungsstück steckt der Zahnarzt in die metallene Ersatzwurzel, daran befestigt er später den sichtbaren künstlichen Zahn. Dieser Pfosten besteht in der Regel ebenfalls aus Titan, manchmal auch aus Keramik. Sollte bei Ihnen nach Jahren das Zahnfleisch zurückgehen, wird das Verbindungsstück möglicherweise zu sehen sein. Sie werden sich dann freuen, wenn Sie einen Keramik-Pfosten gewählt haben - der fällt weniger auf.

Die künstliche Zahnkrone befestigt der Zahnarzt auf dem Verbindungsstück. Sie besteht aus einem Metallkern und einer Hülle aus zahnfarbener Keramik. Auf das Verbindungsstück können aber auch Brücken oder Teilprothesen aufgesteckt werden.

Wenn Sie sich ein Implantat einpflanzen lassen wollen, müssen Sie etwas Zeit haben. Zunächst wird Ihre Zahnärztin Löcher in den Kieferknochen bohren - selbstverständlich unter örtlicher Betäubung - und Ihnen die künstliche Zahnwurzel hineindrehen. Dann näht sie die Schleimhaut darüber zu. Nach drei bis acht Monaten ist der Anker eingeheilt und fest mit Ihrem Kieferknochen verwachsen. Dann kann sie das Verbindungsstück und den künstlichen Zahn aufsetzen.

Schneller geht es mit Sofort-Implantaten: Sie werden innerhalb weniger Tage eingesetzt. Schon nach etwa 14 Tagen können Sie den künstlichen Zahn belasten. Studien zeigen, dass die schnelle Methode fast genauso gut funktioniert wie die herkömmliche Spät-Implantation. Über die Langzeit-Effekte ist allerdings noch nichts bekannt.

Ein Implantat können Sie sich nur einsetzen lassen, wenn Ihr Kiefer in Ordnung ist. Denn er muss das künstliche Gebilde halten. Er darf nicht entzündet sein und der Knochen muss fest genug sein. Häufig ist der hintere Oberkiefer-Knochen aber nicht dicht genug. Dann kann Ihre Zahnärztin den Knochen verstärken, zum Beispiel mit Knochensplittern vom Kinn oder vom Unterkiefer. Nach ein paar Monaten ist der mürbe Kiefer fest.

Implantate eignen sich nicht für jeden. Fachleute raten bei Kindern und Jugendlichen davon ab. Denn bei ihnen wächst der Kiefer noch. Bei manchen Erwachsenen ist der Kiefer auch zu schmal gebaut - der dünne Knochen würde dem Zerren und Drücken am Zahn nicht standhalten. Leiden Sie an Störungen der Blutgerinnung, an einer Immunschwäche, haben Sie Herzkreislauf-Beschwerden oder Erkrankungen des Stoffwechsels, müssen Sie mit Komplikationen rechnen.

Menschen mit Parodontitis haben möglicherweise nicht lange Freude an dem eingepflanzten Zahn. Denn das Zahnfleisch und der Knochen können sich trotz des Implantats wieder entzünden. Die Folge: Der Kieferknochen baut sich weiter ab, der Kunst-Zahn hält nicht mehr.

Brücken und Prothesen lassen den Kieferknochen schwinden, weil dort, wo die natürlichen Zähne fehlen, kein Druck mehr in den Kiefer geleitet wird. Implantate stimulieren den Knochen nach wie vor mit Druckreizen, der Kiefer schrumpft nicht. Zudem können Sie mit dem fest verankerten Zahn kräftig zubeißen, Ihre Aussprache ändert sich nicht. Das ist bei Prothesen oft anders, vor allem bei Vollprothesen. 90 Prozent der Implantate sind nach zehn Jahren noch voll belastbar.

Doch die Methode hat auch Nachteile. Bei größeren Lücken kommen Sie um eine aufwendige Operation nicht herum. Manchmal heilt die Wunde schlecht, das Implantat will nicht einwachsen. Verletzt die Zahnärztin während der Operation einen Nerv, werden Sie vielleicht unempfindlich für Berührungen im Gesicht. Schmerzen entstehen, wenn der künstliche Zahn falsch im Kiefer sitzt und zu hohem Druck ausgesetzt ist.

Außerdem sind Implantate teurer als Brücken. Die gesetzliche Krankenkasse gewährt einen Festzuschuss - egal, ob Sie sich für eine Brücke oder für einen künstlichen Zahn entschieden haben. Der Anteil, den Sie selbst zahlen müssen, liegt im Schnitt bei 2000 Euro. Eine Schraube für den Kiefer kostet etwa 750 Euro bis 1.500 Euro, die Krone kostet noch einmal dasselbe.

Weil der eingepflanzte Zahn so kostbar ist, sollten Sie ihn genauso sorgfältig putzen wie Ihre Echten.

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